Die Zeit
Advent, Advent, die Zeit sie rennt.
Es ist noch nicht mal Nikolaus,
da geht mir schon die Puste aus.
Die guten Vorsätze, es langsam anzugehen,
waren schon im November nicht mehr zu sehen.
Wie jedes Jahr der gleiche Trott:
kaufen, kaufen, aber flott:
Weihnachtsbaum, Keks und Geschenke.
Ich hoffe nur, dass ich an alles denke…
Die Zeit sie rinnt und rinnt,
mir ist, als ob sie ganz geschwind,
um mich zu ärgern, verkürzt die Stunden.
Je schneller ich mach, desto mehr rasen die Sekunden.
Doch, wenn ich mal ganz ehrlich bin,
so kommt mir da gleich in den Sinn,
daß nicht nur zur Jahreswende,
die Zeit sehr oft schon ist zu Ende,
bevor die Aufgaben sind vollbracht.
Wer hat sich das nur ausgedacht?
Der Zeitgeist der Superlative
erzeugt interessante Narrative,
die vom Wesentlichen uns fern halten:
nämlich auch mal abzuschalten.
Und durchaus mal zu überdenken,
wohin die Aufmerksamkeit wir lenken.
Um das Schönste und Beste im Wettstreit zu laufen
und sich dann ganz viel zu kaufen?
Oder mal zu achten auf das Schöne und Gute –
Mir wird gleich ganz anders zumute.
Wisst Ihr was, ich mag nicht mehr
und stelle mich jetzt einfach quer.
Die Zeit ja immer zu kurz ist,
wenn man sie nach Todos bemisst.
Mein Kalender voll mit vielen Taten,
kann vielleicht ja auch mal warten.
Doch was nun?
Die Aufgaben, die wir kriegen,
werden nicht kürzer, wenn sie liegen.
Ei der Dautz, ein Teufelskreis,
aus dem ich keinen Ausweg weiß…
Aber halt, wie war das noch?
Die Adventszeit ist es doch,
die uns erinnert an die Wichtigkeit,
sich Zeit zu nehmen für Menschlichkeit.
Gerade dann, wenn Hektik einkehrt
Ist es vielleicht nicht so verkehrt,
statt ruhelos umher zu hetzen,
und innerlich sich zu verletzen,
nach Ruhepolen Ausschau halten,
und einen Gang zurück zu schalten.
Vielleicht ein wenig danach trachten,
nicht nur im Advent darauf zu achten,
was wir tun mit unserer Zeit.
Denn mit aller Ehrlichkeit,
heißt es doch auch zuzugeben,
dass wir vergeuden Zeit im Leben.
Wir tun so, als ob unendlich sie wär,
Unsere Lebenszeit – was für eine Mär!
Drum wartet der Weise
nicht bis ans Ende seiner Reise.
Anstatt von Tat zu Tat zu hetzen,
Wird er andere Prioritäten setzen.
Nutze auch Du den Tag,
für das, was kommen mag.
in Balance von Stille und Pflicht,
und vergiss dabei Dich selber nicht.
Denn schad‘ wär‘s, wenn am Ende der Zeit steht:
Es ist für Vieles jetzt zu spät…
Der Zeit – der ist es egal,
sie läuft weiter, allemal.
Doch, welche Bedeutung wir ihr geben,
Ist, was es ausmacht, das Leben.
Drum dankbar bin ich nicht nur zur Weihnachtszeit,
dass ich sie noch habe, die Zeit.
Claudia Dietl, Dezember 2022